<
>

Bettina von Arnim

Bettina von Arnim (* 4. April 1785 in Frankfurt am Main; + 20. Januar 1859 in Berlin), geboren als Elisabeth Catharina Ludovica Magdalena Brentano, auch Bettine) war eine deutsche Schriftstellerin und bedeutende Vertreterin der deutschen Romantik.

Leben

Bettina von Arnim war das siebte von zwölf Kindern des Großkaufmanns Peter Anton Brentano und seiner Frau Maximiliane von La Roche. Die aus Italien stammende Familie war begütert, das später von ihren Brüdern geleitete "Haus zum Goldenen Kopf" war die Zentrale einer blühenden Ex- und Importfirma, von der Bettina ein beträchtliches Erbe zufiel. Bis zu ihrem 13. Lebensjahr wurde sie im Ursulinenkloster in Fritzlar erzogen. Nach dem Tod der Eltern lebte sie bei ihrer Großmutter Sophie von La Roche in Offenbach am Main, später in Frankfurt. Ihre Schwester Kunigunde Brentano war mit dem Rechtsgelehrten Friedrich Karl von Savigny verheiratet und lebte in Marburg, wo Bettina einige Zeit mit ihnen lebte. 1810 folgte sie den Savignys nach Berlin.

1811 heiratete Bettina Achim von Arnim, den sie bereits in Frankfurt als Freund und literarischen Arbeitskollegen ihres Bruders Clemens Brentano kennengelernt hatte. Die Arnims waren zwanzig Jahre verheiratet (bis zu seinem plötzlichen Tod 1831), das Paar hatte sieben Kinder: Freimund Johann (1812-1863), Siegmund Lucas (1813-1890), Friedmund Anton Nepomuk (1815-1883), Kühnemund Waldemar (1817-1835), Maximiliane Marie Catharine (1818-1894), Armgart Catharina Gisela (1820-1880, Mutter der Schriftstellerinnen Elisabeth von Heyking und Irene Forbes-Mosse), Gisela (1827-1889).

Bettina von Arnims soziales Engagement begann 1831, als in Berlin die Cholera zahlreiche Opfer forderte. Sie schrieb das sozialkritische Buch Dies Buch gehört dem König (1843). In der Ernüchterung, die der gescheiterten Revolution von 1848 folgte, verfasste sie 1852 die Fortsetzung Gespräche mit Dämonen.

Ihre weitreichende Korrespondenz zur Ermittlung statistischer Angaben für ihr Armenbuch erregte großes Aufsehen, das Buch wurde bereits vor seinem Erscheinen von der preußischen Zensur verboten, da man Bettina von Arnim verdächtigte den Weberaufstand mitangezettelt zu haben. Sie stand den Ideen der Frühsozialisten nahe (1842 traf sie sich vermutlich mit Karl Marx), hielt jedoch zugleich an der Idee eines "Volkskönigs" fest.

Als Witwe begann die Hauptphase von Bettina von Arnims schriftstellerischer Tätigkeit. Sie kümmerte sich außerdem um die Herausgabe der Werke Achim von Arnims. 1858 erlitt sie einen Schlaganfall, von dem sie sich nicht mehr erholte. Am 20. Januar 1859 starb sie im Kreise ihrer Familie. Ihre Kinder haben sie so gebettet, daß ihr Blick auf die Büste von Goethe und ein Bild Achims fällt. Aufgebahrt wird sie unter dem Modell ihres Goethe-Denkmals. Sie wurde, wie ihr Mann, neben der Kirche von Wiepersdorf beigesetzt.

Bettina von Arnim war bekannt für ihre zahlreichen Kontakte zu Persönlichkeiten aus Politik und Kultur:

  • Bereits in Frankfurt freundete sie sich mit Karoline von Günderrode an.
  • 1806 begann die lange währende Freundschaft mit Goethes Mutter Katharina Elisabeth. Ein Jahr später besuchte sie in Weimar erstmals den von ihr extrem verehrten Dichter selbst; der später berühmt gewordene Briefwechsel zwischen den beiden begann. 1811 kam es zum Bruch mit Goethe nach einer öffentlichen Auseinandersetzung zwischen ihr und Goethes Ehefrau Christiane.

Kaum verheiratet, schreibt Bettine an Goethe, daß sie ihn bald wiedersehen werde. Dazu kommt es im Sommer 1811. Bedingt durch Schwangerschaftsbeschwerden verzögert sich ihre Abreise aus Weimar, sie verbringt einige Zeit im Hause Goethe, was zu Spannungen speziell mit seiner Frau Christiane führt. Da kommt es in einer Gemäldeausstellung des Goethe Freundes Johann Heinrich Meyer zum Krach. Der Weimarer Klatsch wußte anschließend zu berichten, Bettine habe sich abfällig gegenüber den Werken von "Kunschtmeyer" geäußert, worauf ihr Christiane die Brille von der Nase gerissen und Bettine die zwanzig Jahre ältere und etwas füllige Frau Geheimrat, als "wahnsinnige Blutwurst" tituliert habe. Tatsache ist, daß Goethe Bettine und ihrem frisch angetrauten Ehemann Achim von Arnim fortan das Haus verbietet. Als er das Ehepaar ein Jahr später in Bad Teplitz trifft, nimmt er von ihnen, wie er an seine Frau schreibt, nicht die mindeste Notiz. "Ich bin sehr froh", so schreibt er, "daß ich die Tollhäusler los bin." Flehentliche Briefe, in denen Bettine ihn um erneute Kontaktaufnahme bittet, läßt er unbeantwortet.

  • Bis 1810 war sie im süddeutschen Raum unterwegs, wo sie u.a. Ludwig Tieck und Ludwig van Beethoven kennenlernte.
  • 1836 lebte Johanna Mathieux, die spätere Ehefrau Gottfried Kinkels, bei ihr in Berlin. Johanna gab Bettina von Arnims Kindern Klavierunterricht und studierte eine Vielzahl mehrstimmiger Lieder mit ihnen ein.
  • In einem der Berliner Salons traf sie Rahel Robert, die spätere Rahel Varnhagen.
  • Weitere Kontakte, meist nach dem Tod ihres Mannes begonnen, hatte sie mit Friedrich Schleiermacher, Hermann von Pückler-Muskau, Felix Mendelssohn Bartholdy, dem jungen Johannes Brahms, Joseph Joachim und Robert Schumann.
  • 1840 bewirkte ihr Einfluss, dass die Brüder Grimm - wegen der Zugehörigkeit zu den Göttinger Sieben seit 1837 mit Berufsverbot belegt - einen Ruf an die Berliner Universität annehmen konnten.
  • Im sogenannten Petrihaus in Frankfurt-Rödelheim traf Bettina zahlreiche Schriftsteller, darunter Adele Schopenhauer und Marianne von Willemer. Auch Goethe hat hier einige Male übernachtet.
Werke

Bettina gab ihre Briefwechsel mit Johann Wolfgang von Goethe, Karoline von Günderrode, Clemens Brentano, Philipp von Nathusius und Friedrich Wilhelm IV. von Preußen in zum Teil sehr stark bearbeiteter Form heraus. Diese Briefbücher, die nach den Grundsätzen der romantischen Poetik komponiert waren, wurden von den Lesern öfter für authentische Dokumente gehalten, was zu Fälschungsvorwürfen gegen Bettina von Arnim führte. Insbesondere das 1835 erschienene Buch Goethes Briefwechsel mit einem Kinde wurde ein Verkaufserfolg und beeinflusste das Goethe-Bild der Folgezeit stark, besonders unter den Romantikern. Die Originalbriefe wurden im Jahr 1922 publiziert. In dem Briefroman Die Günderode verarbeitete sie die Monate ihrer Freundschaft mit Karoline von Günderrode im Jahr 1804 und den Freitod der Kollegin.

Beurteilung

Bettina von Arnim erfuhr und erfährt sehr unterschiedliche Beurteilungen. Zeitgenossen beschrieben sie als "grillenhaftes, unbehandelbares Geschöpf", als koboldhaftes Wesen. Man sieht sie aber auch als emanzipierte, vielbegabte und neugierige Frau, die sich erfolgreich für persönliche Unabhängigkeit und geistige Freiheit einsetzte, für sich wie auch für andere Menschen.

Wer ist des Staates Untertan? Der Arme ists!- Nicht der Reiche auch?- Nein, denn seine Basis ist Selbstbesitz und seine Überzeugung, daß er nur sich angehöre!- Den Armen fesseln die Schwäche, die gebundenen Kräfte an seine Stelle.- Die Unersättlichkeit, der Hochmut, die Usurpation fesseln den Reichen an die seine. Sollten die gerechten Ansprüche des Armen anerkannt werden, dann wird er mit unzerreißbaren Banden der Blutsverwandtschaft am Vaterlandsboden hängen, der seine Kräfte der Selbsterhaltung weckt und nährt, denn die Armen sind ein gemeinsam Volk, aber die Reichen sind nicht ein gemeinsam Volk, da ist jeder für sich und nur dann sind sie gemeinsam, wenn sie eine Beute teilen auf Kosten des Volkes.

Bettina von Arnims Leben - insbesondere ihre Beziehung zu Goethe - wird sehr ausführlich von dem französisch-tschechischen Autor Milan Kundera in seinem Roman Die Unsterblichkeit betrachtet. Kundera sieht Bettina als Frau, die zeitlebens versuchte, durch ihren Kontakt zu herausragenden Persönlichkeiten ihrer Zeit und der Selbstsuggestion einer tiefen emotionalen Beziehung zu ihnen eigenen ewigen Ruhm zu erwerben. Illustriert wird diese Interpretation hauptsächlich durch die Analyse ihres Briefverkehrs mit Goethe, der von ihr bei der Veröffentlichung daran vorgenommenen Änderungen und des öffentlichen Streits mit Christiane Goethe.

1985 wurde aus Anlass ihres 200. Geburtstages in Berlin die Bettina-von-Arnim-Gesellschaft gegründet. Sie hat das Ziel, ihr Leben und Werk einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Die Gesellschaft schreibt alle drei Jahre einen undotierten Forschungspreis aus und gibt das Internationale Jahrbuch der Bettina-von-Arnim-Gesellschaft heraus.

An der Ursulinenschule in Fritzlar, an der Bettina von Arnim Internatsschülerin war, wird seit 2002 das Bettina-von-Arnim-Forum veranstaltet, eine Reihe von Vorträgen, Diskussionen und Ausstellungen.

Werke (Auswahl)
  • 1835: Goethes Briefwechsel mit einem Kinde
  • 1840: Die Günderode
  • 1843: Dies Buch gehört dem König
  • 1844: Clemens Brentanos Frühlingskranz, aus Jugendbriefen ihm geflochten, wie er selbst schriftlich verlangte
  • 1848: Ilius Pamphilius und die Ambrosia
  • 1848: An die aufgelöste Preußische National=Versammlung
  • 1848: Die Polenbroschüre
Literatur
  • Konstanze Bäumer, Hartwig Schultz: Bettina von Arnim. Verlag Saint Albin, Berlin 2004, ISBN 3-930293-49-8 .
  • Gisela Dischner: Bettina von Arnim. Eine weibliche Sozialbiografie des 19. Jahrhunderts. Wagenbach, Berlin 1981, ISBN 3-8031-2030-6 .
  • Ingeborg Drewitz: Bettine von Arnim "... muß man nichts als leben". Ullstein, Berlin 2002, ISBN 3-548-60261-4 .
  • Dagmar von Gersdorff: Bettina und Achim von Arnim. Rowohlt, Reinbek 2002, ISBN 3-499-23240-5 .
  • Helmut Hirsch: Bettina von Arnim. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 1987, ISBN 3-499-50369-7 .
  • Heinrich Lilienfein: Bettina. Dichtung und Wahrheit ihres Lebens. F. Bruckmann Verlag, München 1949 .
  • Gertrud Meyer-Hepner: Der Magistratsprozess der Bettina von Arnim Arion Verlag, Weimar 1960 .
  • Ulrike Prokop: "Die Freundschaft zwischen Katharina Elisabeth von Goethe und Bettina Brentano - Aspekte weiblicher Tradition." In: Facetten feministischer Theoriebildung. Materialienband 2. Selbstverlag, Frankfurt 1987, S. 39 - 84 (o. ISBN).
  • Ursula Püschel: Bettina von Arnim - politisch. Erkundungen, Entdeckungen Erkenntnisse. Aisthesis-Verlag, Bielefeld 2005, ISBN 3-89528-482-3 .
  • Ursula Püschel: Die Welt umwälzen - denn darauf läufts hinaus. Der Briefwechsel zwischen Bettina von Arnim und Friedrich Wilhelm IV. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2001, ISBN 3-89528-312-6 .
  • Ursula Püschel: Bettina von Arnims Polenbroschüre. Henschelverlag, Berlin 1954.
  • Ursula Püschel: Wider die Philister und die bleierne Zeit. Untersuchungen, Essays, Aufsätze über Bettina von Arnim. Altberliner Bücherstube, Verlagsbuchhandlung Oliver Seifert, Berlin 1995, ISBN 3-930265-12-5 .

Diese Biographie wurde wörtlich aus der Wikipedia entnommen. Wir bieten diesen Schnappschuß nur für den Fall an, daß Wikipedia's Server temporär unerreichbar sind. Die Originalseite ist nicht nur immer aktueller, sie enthält auch Links zu anderen Seiten. Dieser Snapshot wurde zuletzt aktualisiert: 10/13/2008. (mm/tt/jjjj)

Home :: Authors :: Bettina von Arnim