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Georg Heym

Georg Heym (* 30. Oktober 1887 in Hirschberg, Schlesien; 16. Januar 1912 in Berlin) war ein Schriftsteller und Vertreter des frühen Expressionismus.

Leben

Georg Heym verbrachte seine Kindheit in einem wohlhabenden Elternhaus einer Familie von Beamten und Gutsbesitzern, das geprägt war von der konservativen Haltung seines Vaters Hermann und dessen Frau Jenny, geb. Taistrzik, unter der er nach eigenen Angaben sehr litt. Er pflegte eine große Abneigung gegenüber Tradition und Konvention, die er als einengend erlebte und welche er in Johann Wolfgang von Goethe, seinem Vater und der Sozialdemokratie verkörpert sah.

Von 1900 bis 1905 war er Schüler des Joachimthalschen Gymnasiums. In seiner als freudlos erlebten Gymnasialzeit war er zu einem Schulwechsel zu Ostern 1905 aufgrund mangelhafter Leistungen und eines makabren Streichs gezwungen. Seine schulische Bildung setzte er am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Neuruppin fort. Dort wurde er Mitglied einer verbotenen Schülerverbindung namens Rhinania. In den Zeitraum der Gymnasialbildung fallen auch seine ersten literarischen Versuche. Seit 1899 verfasste er Gedichte, seit 1904 führte er ein Tagebuch und seine ersten dramatischen Schriften datieren auf das Jahr 1905.

Sein Vater, ein Staatsanwalt, später Militäranwalt, der als jähzornig und streng bürokratisch geschildert wird und zu dem Heym Zeit seines Lebens ein äußerst gespanntes Verhältnis hatte, zeigte keinerlei Verständnis für die künstlerisch-literarischen Neigungen seines Sohns. Für ihn kam nur eine Jurastudium des Sohns in Frage, das dieser dann auch gemäß Erwartungshaltung ab 1907 in Würzburg, Jena und Berlin absolvierte. Nach dem erfolgreichen Ablegen des Staatsexamens 1911 trat er ins juristische Referendariat ein, von dem er sich allerdings bereits nach der ersten Woche beurlauben ließ.

Bereits 1910 hatte er sich einer Vereinigung expressionistischer Schriftsteller, dem Neuen Club, in Berlin angeschlossen und selbst mit dem ernsthaften Schreiben literarischer Werke begonnen. In Berlin als Zentrum moderner Dichtung fühlte er sich erstmals wohl. In diesem Jahr hatte er im Neuen Club sein Debüt als Rezitator eigener Werke und seine Gedichte Laubenkolonie und Vorortbahnhof wurden im Herold veröffentlicht. Die Mitgliedschaft im Neuen Club beeinflusste seinen Schreibstil nachhaltig, ja prägte ihn überhaupt erst expressionistisch. Sein einziger zu Lebzeiten veröffentlichter Gedichtband Der ewige Tag kann als einer der ersten bedeutenden deutschen Beiträge zum literarischen Expressionismus gesehen werden.

Georg Heym ertrank bereits im Alter von 24 Jahren in einem tragischen Unfall beim Schlittschuhlaufen auf der Havel, als das Eis unter ihm einbrach, wobei auch sein Freund und ebenfalls Lyriker Ernst Balcke getötet wurde.

Werk

Heyms Stoffwahl und Metaphorik sind deutlich beeinflusst von zwei damaligen Exponenten der französischen Lyrik: Charles Baudelaire und Arthur Rimbaud. Allerdings konnte er diese beiden Dichter nur in der deutschen Übersetzung von Stefan George lesen, wurde also auch durch die sprachlichen Eigenheiten des Übersetzers geprägt, den er allerdings trotzdem als etablierten deutschen Lyriker ablehnte. Heym wurde auch einst von seinem ersten Verleger Kurt Wolff als deutscher Baudelaire bezeichnet. Ein weiterer Einfluss für Heyms Lyrik war der Naturalismus.

In seinen Werken schildert Heym in beeindruckend intensiver Bildhaftigkeit, die unmittelbare Vorstellungen hervorzurufen vermag, apokalyptische Szenen, das Dämonische in unserer Realität und Todesahnungen, durchdrungen von Angst, Unsicherheit und einem Eindruck der Verlorenheit. Allerdings finden sich unter seinen Gedichten auch solche, die traditionellen Genres wie der Liebeslyrik zuzurechnen sind. Sein äußerer lyrischer Stil dagegen ist geprägt von formaler Strenge in Vers- und Strophenmaß.

Seine Prosawerke beschäftigen sich ähnlich wie die Georg Büchners mit Kranken und Irren, Ausgestoßenen der Gesellschaft, die die Kontrolle über ihr eigenes Ich verlieren (Ein sehr beeindruckendes Beispiel hierzu findet sich in der Geschichte Der Irre aus der Novellensammlung Der Dieb).

Seine finsteren expressionistischen Werke standen in Opposition zum damaligen Bürgertum, das vor allem die Klassik, Romantik und den Biedermeier schätzte. Der Dichter dekonstruierte in dieser Weise die wilhelminische Gesellschaft in aggressiver Manier.

Ein Gedicht als Beispiel
Nach der Schlacht

In Maiensaaten liegen eng die Leichen,
im grünen Rain, auf Blumen, ihren Betten.
Verlorne Waffen, Räder ohne Speichen,
Und umgestürzt die eisernen Lafetten.
 
Aus vielen Pfützen dampft des Blutes Rauch,
Die schwarz und rot den braunen Feldweg decken.
Und weißlich quillt der toten Pferde Bauch,
Die ihre Beine in die Frühe strecken.
 
Im kühlen Winde friert noch das Gewimmer
Von Sterbenden, da in des Osten Tore
Ein blasser Glanz erscheint, ein grüner Schimmer,
Das dünne Band der flüchtigen Aurore.

Wirkung

Heym beeinflusste den weiteren Gang der deutschen expressionistischen Lyrik nachhaltig. Zu den von ihm beeinflussten Autoren zählen: Ernst Stadler, Johannes R. Becher, Jakob von Hoddis, Gottfried Benn und Georg Trakl.

Werke
Lyrik
  • Der ewige Tag (1911)
  • Umbra vitae (1912)
  • Marathon (postum hg. 1914)
Prosa
  • Der Dieb. Ein Novellenbuch (postum hg. 1913)
Drama
  • Der Athener Ausfahrt (1907)
Sonstige Schriften
  • Versuch einer neuen Religion (1909)
Ausgaben
  • Gedichte. Suhrkamp (Bibliothek Suhrkamp), Frankfurt am Main, 1999, ISBN 3-518-01179-0.
  • Der Dieb. Ein Novellenbuch. Martus Verlag, München, 1995, ISBN 3-928606-18-2.
Literatur
  • K. Pinthus Menschheitsdämmerung. Rowohlt, Reinbek, 2001, ISBN 3-499-45055-0. Eine Anthologie expressionistischer Gedichte mit erläuterndem Text zum Phänomen Expressionismus und kurzen biographischen Notizen zu den Autoren.

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