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Sed Non Satiata

Charles Baudelaire

Seltsame Gottheit, düster wie die Nacht,
Drin Moschus- und Havannaduft sich mischen,
Fremdartig Werk des Großen, Zauberischen,
Hexe aus Ebenholz, Kind schwarzer Mitternacht.

Der Trank von Deinem Mund hat süßen Opiums Macht.
Zu Dir in Zügen langen, träumerischen
Die Wünsche ziehn. Dein schwarzes Aug' inzwischen
Stillt der Zisterne gleich den Durst, den es entfacht.

In diesen Augen, Seufzern Deiner Seele,
O Mitleidlose, Deine Flammen hehle;
Ich bin nicht Styx, Dich neunmal zu umfahrn,

Und kann nicht gleichen, zügellose Dirne,
Zu brechen Deine Kraft, zu bleichen Deine Stirne
Im Schlamme Deines Betts, Proserpinan.

* * * * *

In ihrem Kleid, das wie Perlmutter schimmert,
Scheint sie zu tanzen, selbst wenn sie nur geht,
Wie eine Schlange, die sich biegt und flimmert
Und auf des heiligen Gauklers Stab sich dreht.

Wie Wüstensand und Himmel unbekümmert
Um Menschenleid, das angstvoll ruft und fleht,
So wie die Welle, die den Damm zertrümmert,
Lebt sie dahin in träger Majestät.

Ihr Auge glänzt wie kaltes Mineral;
Und auf der Fremden und Geheimnisvollen,
In der sich Sphinx und Engel paaren wollen,

Die ganz aus Schimmer, Diamant und Stahl,
Liegt nutzlos funkelnd, wie ein Stern im Blauen,
Die kalte Hoheit unfruchtbarer Frauen.

Die Blumen des Bösen

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