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Totenmaske

Georg Heym

Alles ist hohl, und eine Totenmaske,
Die man zerschlägt, und nichts ist dann darinnen,
Kein Atem, und kein Blut, nur tönern Scherben,
Und fädenziehend sitzen große Spinnen.

Dumpf wie ein Keller gehn die Gänge immer,
Kein Wandrer, der sich einer Lampe freuet,
Und selten nur von oben kommt ein Schimmer,
Der in die trübe Stille sich verstreuet.

Und immer dunkel sich die Städte drängen,
Gefüllt mit niedren Räumen und Gelassen.
Und wolkenreiche Sterbehimmel hängen
Nur fern herum am Rande toter Gassen.

Dumpf wie ein Moder altgewordner Lüfte
Verschrumpft die Welt, und steht voll Totenkammern;
Und braune Kränze lehnen an den Grüften,
Der Trauernden, die gingen hin mit Jammern.

Hier waren Blumen einst am runden Orte,
Die starben dann, da ihre Zeit ergrauet.
Dann hingen Felder, wo der Hahn verdorrte,
Die Winde hatten dort ihr Nest gebauet.

Jetzt geht ein Strom hinab in späte Neige,
Und hohe Brücken ferne sich zu sehen.
Ein Fischer zieht die Netze auf am Steige,
Der lange schon am toten Ufer stehet.

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