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Das Westfalenlied

Emil Rittershaus

Ihr mögt den Rhein, den stolzen preisen,
Der in dem Schoß der Reben liegt;
Wo in den Bergen ruht das Eisen,
Da hat die Mutter mich gewiegt.

Hoch auf dem Fels die Tannen steh'n,
Im grünen Tal die Herden geh'n,
Als Wächter an des Hofes Saum
Reckt sich empor der Eichenbaum.

Da ist's wo meine Wiege stand,
O grüß Dich Gott, Westfalenland!

* * * * *

Wir haben keine süßen Reden
Und schöner Worte Überfluß,
Und haben nicht so bald für jeden
Den Brudergruß und Bruderkuß.

Wenn Du uns willst willkommen sein,
So schau auf's Herz, nicht auf den Schein,
Und sieh' uns grad hinein ins Aug!
Gradaus, das ist Westfalenbrauch!

Es fragen nichts von Spiel und Tand,
Die Männer im Westfalenland

* * * * *

Und uns're Frauen, uns're Mädchen,
Mit Augen blau wie Himmelsgrund,
Sie spinnen nicht die Liebespfädchen
Zum Scherz nur für die müß'ge Stund.

Ein frommer Engel Tag und Nacht,
Hält tief in ihrer Seele Wacht,
Und treu in Wonne, treu in Schmerz,
Bleibt bis zum Tod ein liebes Herz.

Glückselig, wessen Arm umspannt,
Ein Mädchen aus Westfalenland!

* * * * *

Behüt Dich Gott, Du rote Erde,
Du Land von Wittekind und Teut!
Bis ich zu Staub und Asche werde,
Mein Herz sich seiner Heimat freut.

Du Land Westfalen, Land der Mark,
Wie Deine Eichestämme stark,
Dich segnet noch der blasse Mund
Im Sterben, in der letzten Stund!

Land zwischen Rhein und Weserstrand,
O grüß Dich Gott, Westfalenland!

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